Yoga im Spannungsfeld zwischen kultureller Aneignung durch den Westen und politischer Vereinnahmung durch nationalistische Strömungen.
Der romantische, bisweilen vielleicht sogar verklärte Blick auf alles, was mit Yoga zu tun hat, hat eine längere Geschichte. Frühe Orientalisten, die sich im Westen mit indischen Philosophien beschäftigten, unterlagen in der Regel entweder einer großen idealisierenden Affinität zu Yoga oder aber verdammten damit verbundene Praktiken als dubiose Formen der Selbst-Kasteiung.
Ein realistischer Blick auf Yoga, mit all seinen Licht- und Schattenseiten, scheint aber auch heute schwierig. Vielleicht, weil für viele Praktizierende mit Yoga ein spirituelles Sehnen verbunden ist: ein Sehnen, das sie in westlichen Kulturen nicht mehr adressiert erfahren, auf das sie aber in östlichen Praktiken sehr wohl eine Antwort zu finden meinen.
Dabei ist nicht alles, was mit Yoga in Verbindung steht, ausschließlich gut. Spätestens seit dem 19. Jahrhundert bis in die heutige Zeit hinein werden Yoga und eine damit verbundene Vorstellung von Spiritualität für rechtsnationalistische Bewegungen instrumentalisiert. Umgekehrt geht der Westen heute vielerorts recht achtlos mit dem um, was mit Yoga in Verbindung steht, um es für kommerzielle Zwecke nutzen zu können.
Die mit Yoga verbundenen Phänomene auch mal kritisch zu betrachten, bedeutet nicht, sich von Yoga abzuwenden oder Yoga insgesamt schlecht zu machen. Vielmehr hilft Kritik, ganz im ursprünglichen Verständnis seiner Herkunft vom griechischen krínein (trennen, unterscheiden), jenes, wonach wir weiter streben sollten, von jenem zu unterscheiden, was wir lassen können oder sogar sollten.
Dieses Thema wird an zwei Terminen behandelt.
Die jeweils 90-minütige Fortbildung setzt sich aus einem Vortrag und anschließenden Diskussionen zusammen.